Konstruktionszeichnung einer neuen Handkamera von Wild Heerbrugg, 1958. Dokumentensammlung swisstopo.
Seit 1952 hatte der Flugdienst der Eidgenössischen Vermessungsdirektion eine vollautomatische Reihenbildkamera an Bord. Warum kaufte er sechs Jahrer später beinahe eine Kamera, die wieder harte Handarbeit bedeutet hätte?
Handhabung der Fliegerkamera Wild C2 1938.
Ausschnitt aus: Aerophotogrammetrie, Teil von Landestopographie 1938
Die ersten Jahrzehnte des Flugdienstes der Eidgenössischen Vermessungsdirektion waren geprägt von der Kamera C2 von Wild Heerbrugg. Von diesem Kameratyp hatte die Vermessungsdirektion bis 1941 drei Exemplare beschafft. Daneben stand lediglich eine Doppelkamera von Zeiss im Einsatz.
Die Kamera C2 1935 in der Aufhängevorrichtung. Hinten an der Flugzeugwand stehen weitere Kassetten mit je 10 Glasplatten zur Belichtung bereit. Bildsammlung swisstopo 000-426-274
Die C2 hatte sich im Betrieb sehr bewährt. Die Bildauslösung war aber anspruchsvoll: Für die Erstellung von Stereobildern musste sie bei jedem zweiten Bild gekippt werden, der Wechsel des Bildträgers (Glasplatten des Formats 13 x 13 cm) erfolgte manuell und die Platten mussten vor der Bildauslösung sogar auf die Kamera gedrückt werden. Nach zehn Aufnahmen erfolgte der zeitaufwändige Wechsel der Kassetten mit den Glasplatten drin. Diese Arbeit war anstrengend, da der Flug mit 108 Stundenkilometern keine Verzögerung bei der Bildauslösung erlaubte.
Nach über 20 Betriebsjahren fielen diese Einzelbildkameras um 1950 aus der Zeit. Wegen der langen Betriebszeit waren sie störungsanfällig geworden. Eine neue Objektivgeneration sorgte für präzisere Messbilder und stromgespiesene Reihenbildkameras mit Überdeckungsreglern und automatischer Bildauslösung nach festgelegten Intervallen vereinfachten die anstrengende Arbeit der Beobachter während des Flugs. Ab 1952 stand mit der RC7 von Wild Heerbrugg ein Exemplar dieses neuen Kameratyps auch bei der Vermessungsdirektion im Einsatz.
Trotzdem war der Flugdienst an der zusätzlichen Beschaffung einer neuen Handkamera interessiert. Für die Erstellung von Plänen bei Bauprojekten und vor allem für das Grundbuch löste die Vermessungsdirektion neben Reihenbildern auch direkt angezielte Stereobildpaare mit einer Handkamera aus. Zu diesem Zweck liess sie 1954 einer alten C2 ein Objektiv der neuen Generation einbauen. Dieser Umbau wurde aber als «behelfsmässig» angeschaut und ein Kameraneubau von Wild Heerbrugg mit grösseren Glasplatten (15 x 15 cm) als notwendig betrachtet.
Im Vermessungsflugzeug der V+D, 1967: Vorne die Reihenbildkamera RC7, hinten die umgebaute Handkamera C2 in einer Aufhängevorrichtung. Bildsammlung swisstopo, 000-569-571
Neben der Vermessungsdirektion bot Wild Heerbrugg den geplanten Kameraneubau 1958 auch Hochschulen, der Landestopografie und privaten Ingenieuren zum Kauf an. Das internationale Interesse an einer neuen Einzelbildkamera in Zeiten der automatischen Reihenbildkameras wurde aber als sehr klein eingeschätzt, weshalb die Konstruktion teuer zu stehen gekommen wäre. Wohl aus diesem Grund kam der Kauf nicht zustande, die Kamera wurde nie gebaut und die Vermessungsdirektion nutzte weiterhin ihre umgebaute C2 in Kombination mit der RC7, ehe sie ausschliesslich Reihenbilder auswertete.
Der Bauplan einer nie konstruierten Einzelbildkamera in der Dokumentensammlung von swisstopo dokumentiert damit den mehrere Jahre dauernden Wechsel von Hand- zu automatischen Reihenbildkameras.
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