Eine besondere Zusammenarbeit: die Karte des Mount McKinley von 1960

06. Ott.. 2021

Karte des Mount McKinley, 1960 (Ausschnitt)

Ein einzigartiges Kartierungsprojekt verbindet swisstopo mit dem höchsten Berg Nordamerikas, dem Denali. 1960, als der Steinriese noch Mount McKinley hiess, erschien eine Karte des Berges, deren Erscheinungsbild den Schweizer Landeskarten glich. Wie kam es zu dieser Verwandtschaft?

Raumkenntnisse

Für das Gelingen des Kartierungsprojekts war der gute Austausch zwischen Boston, Heerbrugg und Wabern unverzichtbar. Dies nicht zuletzt, weil Bradford Washburn die einzige Person war, die über direkte Raumerfahrung im McKinley-Gebiet verfügte. Er fungierte als die Augen und Ohren des Projekts vor Ort. Entsprechend zahlreich waren die Kartenelemente, die von seiner individuellen Wahrnehmung der Gegend geprägt waren. So war es Washburn beispielsweise wichtig, dass die Gebiete mit Vegetation am nördlichen Kartenrand in einem starken Grün erschienen. Dies schlug er 1958 in einem Brief an Paul Ulmer vor:

"Ein karges, felsiges Tal [in Alaska] ist leblos und armselig zum Leben. Ein grasbewachsenes Tal (auch wenn es keine Bäume gibt) ist ein himmlischer Ort, und ich glaube, dass wir dies […] zeigen müssen."

Auch Washburns Erfahrung als McKinley-Besteiger floss ins Kartenbild ein. Dies zeigte sich beispielsweise 1959 in einer Rückmeldung zu Paul Ulmers Felsdarstellung:

"[Ich bin] der Meinung, dass die Details der Felsvorsprünge, die vom N. Peak zum Harper Glacier hinunterführen, möglichst genau wie die echten Vorsprünge aussehen sollten [...], da dies die Hauptroute auf den Berg ist und bei schlechtem Wetter oft die genaue Identifizierung der unteren Spitzen dieser Vorsprünge die einzige Möglichkeit ist, zu wissen, wo man sich befindet!"

Eine besondere Landeskarte

Nach drei Jahren intensiven Austauschs mit Briefen, Telegrammen und persönlichen Begegnungen war es im Juli 1960 soweit: Die Landestopografie druckte die McKinley-Karte in Wabern bei Bern. Die Auflage betrug 31'642 Exemplare, wovon gut ein Drittel an das Boston Museum of Science und damit auf den US-amerikanischen Markt gelangten. Bradford Washburn reiste eigens für diesen grossen Moment von Boston in die Schweiz. Er wollte dem Druck beiwohnen und bei letzten Korrekturen, insbesondere bei der Farbgebung, ein letztes Mal mitreden.

Das nach rund zehn Jahren harter Arbeit entstandene Produkt konnte sich sehen lassen: Es war auf den ersten Blick einer Schweizer Landeskarte zum Verwechseln ähnlich. Der Blick ins Detail relativierte diesen Eindruck jedoch. So war die McKinley-Karte beispielsweise in stärkeren, lebendigeren Farben gehalten als die Landeskarten und die Höhenangaben erfolgten in Fuss statt in Metern. Auch der Karteninhalt konnte aus keiner Landeskarte stammen: Wie der Direktor der Landestopografie Ernst Huber 1960 hervorhob, existiert in Europa kein Landstrich, «in dem sich Fels und Eis zu einer ein so ausgedehntes Gebiet umfassenden Gletscherwelt vereinigt haben.» Im Hinblick auf die verbindende Kraft der Karte hoffte er: «Wenn es uns gelungen ist, unseren amerikanischen Kameraden ihre eigene, grossartige Gebirgswelt näher zu bringen, so hat unsere viele tausend Stunden zählende Mitarbeit ihr Ziel erreicht.»

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