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Brunnistock 46° 50´ 53´´ N, 8° 33´ 1´´ O

Das Licht in der Karte: eine Kontroverse

Geschichte der Dufourkarte

Auf der Korsikakarte «scheint» die Sonne von Nordwesten her. Die Dufourkarte setzte auf dieselbe Darstellungsweise.

Im 19. Jahrhundert drehte sich ein Streit um die Frage, woher die Sonne in topografischen Karten scheinen sollte: Musste sie im Zenit stehen, das Kartenblatt also ohne markante Schattenwürfe auskommen? Oder sollten Licht und Schatten als Mittel genutzt werden, um das Verständnis der Karte zu vereinfachen? Wenn ja, woher sollte die Sonne scheinen?

In der Dufourkarte fiel die Entscheidung zugunsten einer schief aus Nordwesten strahlenden Lichtquelle. Das Eidgenössische Topographische Bureau orientierte sich damit unter anderem an der Carte topographique de l’île de Corse von 1824. Es ist auch der Nordwestbeleuchtung zu verdanken, dass die Schweizer Berge in der Dufourkarte so plastisch erscheinen.

Die Gegner dieser Darstellungsweise führten an, dass die Sonne in der Schweiz in Wirklichkeit von Süden her scheine. So argumentierte der Geologe Albert Heim, die Nordwestbeleuchtung stünde «zur Natur in vollständigem Gegensatz. Ueberall spiegelt sie das Gegenteil der Wahrheit vor.» Hätten sich die Befürworter einer Südbeleuchtung durchgesetzt, wäre die Verwirrung jedoch gross gewesen: Menschen interpretieren Täler als Berge und Berge als Täler, wenn der Schatten in Karten nach Norden fällt.

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