Im Jahr 1953 führte die Landestopografie die Schichtgravur auf Glas ein. Das häufig einfach Glasgravur genannte Verfahren ersetzte die bis dahin eingesetzte Kupfergravur zur Herstellung der Kartenoriginale. Die Kartografen gravierten dabei Kartenelemente in eine farbige Lackschicht.
In der Sammlung von swisstopo sind über 600 Glasplatten erhalten geblieben. Auf die gravierten Inhalte bezogen fallen fünf besonders auf. Sie sind – im Gegensatz zu den anderen gravierten Platten – weder mit einer Blattnummer noch mit einem Namen versehen. Graviert wurden die Felsschraffuren. Nur von welchem Gebirge? Die an eine barocke Verteidigungsanlage erinnernde Topografie ist so auffällig, dass dieses Gebirge eigentlich bekannt sein sollte. Die Geschichte dieser Originale ist aber ausserhalb der Schweiz zu suchen: Der US-Amerikanische Kartograf Bradford Washburn war fasziniert vom Erscheinungsbild der Schweizer Landeskarten und wünschte sich den gleichen Stil auch für einige Karten, die unter seiner Beteiligung entstanden. So auch für eine 1978 publizierten Karte des Grand Canyons im Massstab 1:24 000. Die Gräben auf der Glasplatte wurden also nicht von Menschen zum Schutz von Städten ausgehoben, sondern über Jahrtausende vom Colorado River in das Plateau gefräst.
Bis auf den Inhalt unterscheiden sich die Originale der Grand Canyon-Karte kaum von anderen Glasgravurplatten: In die unter der Gravurschicht liegende Fotoschicht wurden als Anhaltspunkt für die Graveure bereits bestehende Kartenelemente (in diesem Fall die Höhenkurven) kopiert. Auch mit schwarzer Tusche korrigierte Gravurfehler sind wie bei anderen Platten erkennbar.
Die Glasgravur endete 2001 mit der Einführung der computergestützten Kartografie. Damit prägte die Glasgravur swisstopo fast ein halbes Jahrhundert lang und ist eng mit der Geschichte der Landeskarten verbunden.
Die Ausstellung «Die Schweiz auf Glas» startet ab dem 25. Februar im Vitromusée Romont und ist eine gute Gelegenheit, mehr über die Geschichte der Glasgravur zu erfahren.